Und ein Weib, das ein Kind an der Brust hielt, sagte:
"Rede uns von den Kindern."
Und er sprach also: Eure Kinder sind nicht eure Kinder.
Es sind die Söhne und Töchter von des Lebens Verlangen nach sich selber.
Sie kommen durch euch, doch nicht von euch;
Und sind sie auch bei euch, so gehören sie euch doch nicht.
Ihr dürft ihnen eure Liebe geben, doch nicht eure Gedanken,
Denn sie haben ihre eigenen Gedanken.
Ihr dürft ihren Leib behausen, doch nicht ihre Seele,
Denn ihre Seele wohnt im Hause von Morgen, das ihr
nicht zu betreten vermöget, selbst nicht in euren Träumen.
Ihr dürft euch bestreben, ihnen gleich zu werden, doch suchet nicht, sie
euch gleich zu machen.
Denn das Leben läuft nicht rückwärts, noch verweilet es beim Gestern.
Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder als lebende Pfeile entsandt
werden.
Der Schütze sieht das Zeichen auf dem Pfade der Unendlichkeit, und Er
biegt euch mit Seiner Macht, auf dass Seine Pfeile schnell und weit fliegen.
Möge das Biegen in des Schützen Hand euch zur Freude gereichen;
Denn gleich wie Er den fliegenden Pfeil liebet, so liebt Er auch den Bogen,
der standhaft bleibt.
Aus: "Der Prophet", Kahlil Gibran
Das Thema Ablösung wird
nicht erst kurz vor dem Auszug des Sohnes/der Tochter aus dem Elternhaus
akut und ist auch nicht verarbeitet und abgeschlossen, wenn der Sohn oder
die Tochter in einer Wohngruppe wohnen und sich dort wohl fühlen.
Jeder Schritt ist im Vorfeld von vielen Bedenken, Ängsten und Hilflosigkeit begleitet.
Wird es meiner Tochter/meinem Sohn in der neuen Wohnsituation auch
gut gehen? Bekommt er/sie die Dinge und Bedingungen, die er/sie nach meiner
jahrelangen Erfahrung braucht?
Werden die Betreuer/innen meinen Sohn/meine Tochter in ihrem Anderssein
annehmen und ihm/ihr die nötige Wärme und Geborgenheit geben?
Kann ich meine Tochter/meinen Sohn in dem Sinne weiterbegleiten, wie ich
mir das vorstelle?
Wird meine Bedeutung als Mutter/Vater von der Einrichtung anerkannt und
geschätzt?
Werde ich mich mit den Betreuer/innen, die ja fast alle um einiges jünger
sind als ich, austauschen können und verstanden fühlen?
Sind wir schlechte Eltern, wenn wir zulassen, dass unser Sohn/unsere Tochter
auszieht?
Ist es möglich, dass ich mich ohne ein schlechtes Gewissen zu haben mehr
um mich kümmere?
Das Seminar bietet die Möglichkeit diese und andere Fragen,
Gedanken, Gefühle und Erlebnisse, die sich aus dem Zusammenleben mit einer
Tochter oder einem Sohnes mit Behinderung ergeben, mit anderen Eltern
auszutauschen.
Zielgruppe:
Eltern von Menschen mit einer geistigen Behinderung