Selbstbestimmung und Teilhabe in einer Wohneinrichtung
Wer bestimmt selbst was und warum und warum eigentlich nicht??
Strukturen im Alltag einer Wohneinrichtung bewusst betrachten und nach veränderbarem Ausschau halten.
Für erwachsene Menschen, die alleine leben, ist es selbstverständlich,
ihr Leben, ihren Alltag und ihre Wohnung selbst zu gestalten. Je mehr
Menschen auf relativ engem Raum zusammenleben, desto schwieriger und aufwendiger
wird dieser Prozess. Viele Absprachen, Kompromisse und Regelungen sind
notwendig um möglichst viele Bedürfnisse zu berücksichtigen und zu befriedigen.
Neben der Tatsache, dass in einer Wohneinrichtung viele sehr verschiedene Menschen
mit ihren spezifischen Bedürfnissen zusammenleben, wird hier die Durchsetzung
des Rechtes auf Selbstbestimmung jedes einzelnen Bewohners durch verschiedenste
Faktoren beeinflusst. Dienstzeiten der Mitarbeiter/innen, Anzahl der Mitarbeiter/innen,
Veränderbarkeit der Tagesstrukturen, Flexibilität der Mitarbeiter/innen,
räumliche Gegebenheiten, finanzielle Möglichkeiten des Einzelnen und des
Trägers, Sensibilität der Mitarbeiter/innen, Entscheidungsstrukturen innerhalb
der Institution, Führungsstil der Leitung, Mitbestimmungsmöglichkeiten
der Mitarbeiter/innen u.s.w. spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle.
In dem Seminar wird das alltägliche Leben in einer Institution mit seinen
Erfordernissen unter die Lupe genommen. An einzelnen realen "Wohneinrichtungsszenen"
wird Stück für Stück erarbeitet, wo wirklich Veränderungs- und Entwicklungsmöglichkeiten
bestehen. Wie können Bewohner/innen ihren Lebensraum nach ihren Möglichkeiten
selber gestalten und wo können sie in Entscheidungsprozesse miteinbezogen
werden? Gleichzeitig werden sich nach und nach Grenzen abzeichnen, die
es sowohl für die Bewohner/innen als auch für Mitarbeiter/innen klar aufzuzeigen
gilt. An Grenzen, die sichtbar und deutlich sind, erkennt und entwickelt
sich jeder mit seinen eigenen Möglichkeiten weiter. Fatal wird es dort,
wo theoretisch alles möglich ist, wo konzeptionell Selbstbestimmung für
Menschen mit geistiger Behinderung schon festgeschrieben ist, deren vollständige
Umsetzung jedoch aufgrund institutioneller Voraussetzungen gar nicht möglich
ist. Hier wird Entwicklung verhindert, denn das "Ideal" der Selbstbestimmung
ist ja scheinbar schon erreicht, obwohl der Alltag und das Leben miteinander
weitestgehend institutionell bestimmt sind. Diese doublebind Situation
macht nicht nur Bewohner/innen, sondern auch Mitarbeiter/innen handlungsunfähig
und lässt die in jeder Institution vorhandenen Ressourcen und Potentiale
ungenutzt.
Zielgruppe: |
Vorstände, Geschäftsführung, Leitungspersonal und Mitarbeiter/innen von Wohneinrichtungen für Menschen mit einer geistigen Behinderung
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Dauer: |
2 Tage
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Leitung: |
Yvonne Knedlik, Martina Zabel |